Gummistiefel


 

Das kleine Mädchen sucht ihre Gummistiefel. Es ist Herbst, es ist dunkel und um diese Uhrzeit darf sie nicht allein raus, aber das ist auch schon egal. Der Fluss ist nur ein paar Meter vom Haus entfernt. Wenn man nicht schwimmen kann, dann ertrinkt man. Das ist gut. Aber ins Wasser geht man nur mit Gummistiefeln. Das Mädchen ist vier.

 

Irgendetwas hat das Mädchen falsch gemacht und Mama ist böse und enttäuscht. Entschuldigen ist Pflicht. Vorsichtig geht das Mädchen zu Mama. Mama bügelt. Das Mädchen weint. „Mama, es tut mir leid.“ Aber es hilft nichts. Mama ist unerbittlich und sagt, dass jetzt wieder die Nummer mit den „Krokodilstränen“ käme.

 

Wenn sie jetzt einfach geht und nie wieder kommt, dann fühlt sie sich nicht mehr schlecht und böse und Mama muss nicht mehr so enttäuscht sein. Dann kann sie nichts mehr falsch machen. Bestimmt hat Mama Recht, wenn sie sagt, das Mädchen habe etwas falsch gemacht. Und wenn man etwas falsch macht, dann muss man sich entschuldigen. Aber das geht nicht.

 

Mama ist stärker. Das Mädchen geht nicht in den Fluss, die Tür wird abgesperrt. Aber Mama ist jetzt noch böser. Das Mädchen geht in ihr Zimmer, kriecht unter das Bett und weint, bis es einschläft. Dann hört es Mama nicht mehr. Mama sagt, dass diese Flennerei aufhören muss.,

 

Morgen muss sie es nochmal versuchen. Wenn sie ganz leise ist, alles macht, was Mama sagt und will, vielleicht ist Mama dann bald nicht mehr böse.

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