Geburtstag der Enkel

 

Die Enkel haben Geburtstag. Ganz besondere Tage für die beiden Kinder.
Mama will ihre Enkel sehen und mitfeiern. Natürlich gerne.

Mama mag es allerdings nicht so gern, wenn die Kinder an ihrem Geburtstag einen Kindergeburtstag feiern, dann kommt sie noch weniger gern in das Haus des Mädchens, denn dann sind so viele Kinder vor Ort und die Kinder spielen und sind laut und lachen und um Oma kümmert sich niemand.

Mama schlägt vor, die Kindergeburtstagsfeiern doch auf einen anderen Tag zu verlegen. Das Mädchen und sein Mann lehnen ab. Es wäre der Geburtstag der Kinder und diesen würden die Kinder feiern dürfen, wie es die Kinder für richtig halten würden.

Mama ist jederzeit herzlich eingeladen, dabei zu sein, aber nur, weil sie ein Problem mit anderen Kindern hat, wird man darauf keine Rücksicht nehmen. Mama ist beleidigt.

Es entwickelt sich ein neues Ritual. Jedes Jahr zum Geburtstag der Enkel wiederholt sich die Diskussion. Jedes Jahr am Geburtstag der Enkel ist Mama beleidigt.
Als Mama merkt, dass am Geburtstag der Enkel, die Enkel im Mittelpunkt stehen, egal welche Argumente sie auch bringt, schweigt sie. Dann verspricht sie, zur Einladung zu kommen, nicht ohne zu betonen, dass sie damit nicht einverstanden ist.

Man könne ihr etwas entgegenkommen. Sie wäre schließlich die Oma und alt und würde gesundheitliche Beschwerden haben und das alles würde weder auf das Mädchen noch auf seinen Mann noch auf die Enkel zutreffen. Warum man nicht ein wenig Rücksicht zeigen könne. Aber das Mädchen ist mit seiner Meinung nicht mehr allein und so stehen am Geburtstag der Kinder die Kinder im Mittelpunkt.

Manchmal sagt Mama, dass sie vorbeikommen wolle. Das geschieht so gut wie nie. Das Telefon klingelt kurz vor der ausgemachten Uhrzeit. Mama kommt nicht. Es tut ihr leid, aber es geht ihr nicht gut. Allerdings würde sie ihre Enkel schon gerne sehen und schließlich hätte sie auch Geschenke für die Enkel hier.

Kann es die Familie nicht einrichten oder will es die Familie nicht einrichten, an diesem Tag zu kommen, fragt sie, ob sie abgeholt werden könne.
Nein Mama, sagt das Mädchen. Die Familie hat Gäste und das Mädchen kümmert sich um die Gäste und um die Kinder. Das Mädchen kann sich manche verbalen Spitzen nicht verkneifen und erinnert Mama daran, dass es schließlich von ihr gelernt hätte, eine gute Gastgeberin zu sein.

Ab und an fragt Mama im Vorfeld, was die Enkel sich denn wüschen würden. Mit den Wünschen ist Mama selten einverstanden. Das bräuchten die Enkel nicht, dieses wäre unpassend und jenes kann sie nicht besorgen.

Bietet man Mama an, die Geschenke selbst zu besorgen, damit Mama keinen Stress hat, vergisst Mama häufig, die Geschenke zu bezahlen. Sie vergisst nie, die Geschenke zu überreichen, wenn sie ausnahmsweise doch einmal vor Ort ist.

Sagt sie ab, bittet sie das Mädchen, doch noch eine Karte zu gestalten, bzw. auf die Geschenke sehr deutlich „von Oma“ zu schreiben, bzw. den Kindern zu sagen, dass das Geschenk von Oma wäre.

Manchmal besorgt sie selbst etwas, was die Kinder schon haben, oder was diese nicht möchten. Das hat sie vergessen, sagt Mama. Man soll es dennoch nehmen, sagt Mama.

Weigert man sich, dann gibt es keine Geschenke. Mama gibt alles wieder zurück. So ist das auch, wenn man nicht am Geburtstag der Enkel bei ihr ist. Nachträglich gibt es keine Geschenke mehr. Das täte ihr leid.


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