Hündchen an der Leine

 

Langsam beginnt das Mädchen, Mamas Verhalten zu analysieren. Es stellt fest, dass es immer dann ein liebes Kind ist, wenn es all das macht, was Mama will, nicht dagegenredet und stets darauf achtet, dass alle Wünsche von Mama erfüllt werden und man ihr stets behilflich ist. Wichtig ist auch, nur eine Meinung zu haben, die Mama auch hat und selbst keine Wünsche zu haben.

Das kann Mama so nicht ernst meinen, das kann doch nicht ihr Ernst sein. Das Mädchen will es testen. Es nimmt sich vor, an einem Tag den ganzen Tag hinter Mama herzulaufen. Sie ständig zu fragen, ob es ihr gut geht und ob sie für Mama noch etwas machen kann. Zwischendrin sagt das Mädchen Mama immer wieder, was für eine tolle Mama sie ist. Das Mädchen übertreibt. Es übertreibt sehr. Das Mädchen denkt, dass das doch Mama auch nicht recht sein kann, dass Mama dann erkennen wird, dass das nicht normal ist.

Das Mädchen hat sich getäuscht. Am Ende des Tages kommt Mama zu dem Mädchen und sagt, dass das Mädchen heute ausnahmsweise mal ein liebes Kind war. Und, dass wenn das Mädchen immer so wäre, Mama nicht so gestresst sein müsste und viel weniger Sorgen hätte.

Das Mädchen fühlt sich, als ob es abstürzen würde.


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