Wenn Du mich liebhättest


 

Mama fordert nach wie vor Zeit mit den Enkeln ein. Sie will, dass diese etwas mit ihr unternehmen. Mama geht so gerne schwimmen, da sollen die Enkel mit. Ein Kleinkind und ein Baby.

Wie Mama sich das vorstellt? Nun, sagt Mama, die Schwiegermutter des Mädchens sei doch so geübt im Aufpassen auf Enkel, die könne ja auch mitkommen.
Das Mädchen sagt nichts, unterbreitet der Schwiegermutter aber den Vorschlag.
Die Schwiegermutter liebt ihre Enkelkinder. Alle. Wann immer es möglich ist, verbringt sie Zeit mit ihnen und kümmert sich um diese. Vom Kindergarten abholen, Windeln wechseln, Essen kochen, Hausaufgaben machen, den Kindern den Schwimmkurs bezahlen und bei jedem Enkel selbst dabei sein. Das macht die Schwiegermutter gern, sie hat sie doch so gern, all ihre Enkel.

Für die Schwiegermama ist es kein Problem, mit Mama und den beiden Kindern zum Schwimmen zu gehen. Sie packt die beiden Kinder ins Auto und fährt Mama abholen.
Mama bittet alle zunächst einmal ins Haus. Sie habe gekocht.
Alle gucken etwas verdutzt. Man wolle doch jetzt Schwimmen gehen.

Der Einwand wird überhört, die Frage geht direkt an den Liebling von Mama, ihre Enkelin. Die Enkelin sagt, dass sie jetzt keinen Hunger habe und Schwimmen gehen wolle.

Mama ist beleidigt, schaut ihre Enkelin an und sagt: „Tja, wenn Du die Oma liebhättest, dann würdest Du jetzt etwas essen. Aber ich sehe schon, du hast die Ome nicht lieb. Jetzt ist die Oma ganz traurig.“

Und die Enkelin will nicht, dass die Oma traurig ist und isst. Die andere Oma wartet. Endlich können alle zum Schwimmen aufbrechen.

An diesem Nachmittag bietet Mama der Enkelin ständig etwas zu essen an, mit immer der gleichen Argumentation. Die Schwiegermutter des Mädchens ist erstaunt, hält sich aber zurück.

Die Schwiegermama kommt mit den Kindern wieder zurück. Das Mädchen sieht, dass es ihrer Tochter nicht gut geht. Diese klagt über Bauchschmerzen. Kaum ausgesprochen, erbricht sie sich im Esszimmer.

Das Mädchen geht nach nebenan und fragt die Schwiegermama, ob etwas Besonderes gewesen wäre, der Tochter geht es nicht gut. Sie erbricht.

Da erfährt das Mädchen die ganze Geschichte und es zieht ihm den Boden unter den Füßen weg. Es weiß nicht mehr wohin mit seinen Gefühlen. Wut, Unglauben, Ohnmacht, Trauer, Sorge, Mitleid, Verletzungen.

Erst einmal nach der Tochter sehen, alles andere läuft nicht weg. Die Tochter hat sich zum Glück nur ordentlich den Magen verdorben und die Schwiegermama des Mädchens sagt, sie habe die Kleine noch nie so viel auf einmal essen sehen. Aber sie wollte auch nicht dagegen reden, immerhin hat die Kleine ja ihren eigenen Kopf.

Und dann wird dem Mädchen klar. Wenn es nicht möchte, dass sich die Geschichte wiederholt, wenn es seine Kinder schützen will, dann geht das nur ohne Mama oder mit so wenig Mama wie möglich.

Nicht mit meinen Kindern. Das tust du ihnen nicht an. Nicht mit dem Wertvollsten, was ich geschenkt bekommen habe. Nein, jetzt ist Schluss.

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